Mit Neid bei eigenem unerfülltem Kinderwunsch umgehen

Bild mit kuschelndem Pärchen auf einer Piknikdecke

Wenn du selbst gerade von einem unerfüllten Kinderwunsch betroffen bist, kann es dir so vorkommen, als würden alle um dich herum mühelos schwanger werden – nur du nicht. Dazu kommen oft diese schwierigen Gefühle von Neid und Eifersucht. Dabei sind das eigentlich ganz natürliche Empfindungen. Sie entstehen, weil andere das haben oder bekommen, was du dir selbst so sehnlich wünschst: ein eigenes Kind.


So schwer diese Gefühle manchmal auszuhalten sind, tragen sie doch eine gewisse Kraft in sich. Sie zeigen dir, welche Bedürfnisse tief in dir schlummern und ob diese erfüllt sind oder nicht.


Neid und Eifersucht im Kinderwunsch: Die Situation und das Gefühl


Die Situation


Eine Freundin erzählt dir freudestrahlend, dass sie schwanger ist. Alle um sie herum sind aufgeregt, stellen viele Fragen und freuen sich mit ihr. Nur du kannst dich nicht so richtig mitfreuen. Vielleicht denkst du dir etwas wie: „Warum war es für sie so leicht? Es scheint, als müsste sie nur mit den Fingern schnippen, um schwanger zu werden.“ Oder: „Ich wünsche mir ein Kind so viel mehr und würde alles dafür tun – sie musste sich ja kaum anstrengen!“
Vielleicht scheint es dir auch, als sei plötzlich jeder um dich herum schwanger. Eine Babyparty jagt die nächste, und bei Treffen dreht sich alles nur noch um Kinder.


Das Gefühl


In diesem Moment erkennst du selbst, dass du gerade Neid empfindest, weil deine Freundin ein Kind bekommt, während du immer noch hoffst. Oft gesellt sich zu diesem Neid auch ein Gefühl der Scham. Du schämst dich vielleicht auch dafür, dass du deiner Freundin gegenüber neidisch bist – besonders, wenn es sich um eine beste Freundin handelt, mit der du sonst über alles reden kannst.


Die Reaktion


Viele Betroffene reagieren auf diese Scham zunächst mit Rückzug. Begegnungen mit schwangeren Freundinnen oder Bekannten werden gemieden, das Thema Kinderwunsch wird ausgelassen. Anfangs kann dieser Abstand als Notfallstrategie helfen, um in Ruhe deine Gedanken zu ordnen. Auf Dauer tut dir dieser Rückzug aber gegebenenfalls nicht gut. Deine Angehörigen und dein soziales Umfeld werden dir fehlen und können dir in dieser Phase eigentlich die wertvolle Unterstützung geben, die du vielleicht dringend brauchst.
Außerdem fehlt dir dann die Ablenkung und die Freude, und es besteht die Gefahr, dass du in deiner eigenen Gedankenwelt versinkst.


Neid und Eifersucht: Natürliche Emotionen in der Kinderwunschzeit


Diese Gefühle gehören für viele Betroffene zur Kinderwunschzeit dazu. Du merkst, dass sich bei anderen ein Wunsch erfüllt, den du selbst noch immer in dir trägst. Neid ist eine menschliche Emotion, die wir in uns tragen und nicht einfach unterdrückt oder verdrängt werden kann. Viel wichtiger ist es, wie wir mit diesen Gefühlen umgehen.


Neid kann auch ein Zeichen dafür sein, dass dir etwas besonders am Herzen liegt. Manche nehmen diese Emotion als Ansporn, noch intensiver an ihrem Kinderwunsch zu arbeiten.


Neid kann aber auch auf ein Bedürfnis nach Trost und Verständnis hindeuten. Vielleicht spürst du gerade jetzt, dass du eine starke Schulter brauchst, um deinen Frust und deine Traurigkeit zu teilen. Vielleicht möchtest du über deinen unerfüllten Kinderwunsch sprechen, obwohl du es bisher zurückgehalten oder geheim gehalten hast.


Viele Menschen gehen erstmal auf Abstand, wenn sie Neid empfinden. Doch häufig zeigt dieser Neid, dass du dir Nähe und Verständnis wünschst – nicht Distanz.


Wie du wertschätzend mit „negativen“ Gefühlen umgehen kannst


Wenn Neid und Eifersucht immer wieder auftauchen, könnte es helfen, deinem Umfeld eine Art „Gebrauchsanweisung“ zu geben, wie du in Zukunft gerne mit dem Thema Kinderwunsch umgehen möchtest. Erkläre deinen Freundinnen und deiner Familie, was dir in dieser schwierigen Zeit persönlich guttun würde. Das kann helfen, denn oft wissen sie nämlich selbst nicht genau, wie sie auf dich zugehen sollen.


Du könntest zum Beispiel vorschlagen, wie du am liebsten auf Themen rund um Kinder angesprochen werden willst:


  • Vielleicht möchtest du Neuigkeiten lieber in einem ruhigen Moment zu zweit erfahren.
  • Oder du ziehst es vor, eine Weile nicht die erste Ansprechperson für Baby-Sorgen zu sein und dich stattdessen auf andere Themen zu konzentrieren.


Du könntest beispielsweise sagen: “Das ist gerade eine schwierige Zeit für mich und ich wünsche mir so sehr ein Kind. Aber es ist mir auch wichtig, weiterhin mitzubekommen, was Dich bewegt. Wenn es das Nächste Mal Neuigkeiten zu Deinem Baby gibt, würde es mir helfen, wenn Du es mir auf diese Art und Weise sagst: ….”.


Auf diese Weise gibst du deinen Gefühlen eine Stimme und ermöglichst deinem Umfeld, besser auf deine Bedürfnisse einzugehen. Oft reicht schon dieser Schritt aus, um die belastenden Gefühle von Neid und Eifersucht zu lindern.


Typische Gedanken von Menschen mit unerfülltem Kinderwunsch


Durch meine Erfahrung als Kinderwunsch-Coach zeigt sich, dass bei Betroffenen einige „typische“ Fragen und Gedanken fast immer gemeinsam auftreten. Da der offene Austausch im eigenen Umfeld nicht immer möglich ist, fühlen sich Personen mit unerfülltem Kinderwunsch oft einsam.


Hier sind die Fragen, die sich die Betroffenen immer wieder stellen mit den damit verknüpften Gefühlen:


Das "Stand-by"-Gefühl

 

  • „Wir wollten junge Eltern werden. Mittlerweile haben uns alle überholt und bekommen schon ihre zweiten oder dritten Kinder – nur wir bleiben stecken.“
  • „Ich fühle mich blockiert, kann keine Reisen planen und will mich auf nichts festlegen – alles, weil ich denke, dass ich im nächsten Zyklus schwanger werde.“


Warum andere und nicht wir? Neid und Eifersucht.


  • „Ich bin wütend, eifersüchtig und neidisch auf meine beste Freundin, die gerade schwanger ist – dabei möchte ich mich eigentlich für sie freuen. Ich bin eine schlechte Freundin.“
  • „Ist das vielleicht ein Zeichen von oben? Haben wir kein Recht auf ein Kind? Sind wir zu egoistisch? Fordern wir unser Glück zu sehr heraus?“


Veränderungen in der Partnerschaft: Distanz und Intimität.

 

  • „Früher war unser Sex spontan und voller Leidenschaft. Jetzt ist er selten, mechanisch und mit Anspannung verbunden.“
  • „Meine Frau möchte nur noch an den fruchtbaren Tagen mit mir schlafen – ich fühle mich wie ein Zuchtbulle, der abliefern muss. Das ist überhaupt nicht sexy.“
  • „Wir entfernen uns voneinander – mein Partner versteht mich nicht mehr.“ Oder aber „Wir sind uns nähergekommen – wir haben schon so viel gemeinsam durchgestanden!“


Tipps und Tricks für den Umgang mit sensiblen Fragen aus deinem Umfeld


Du kennst sie wahrscheinlich auch: die vermeintlich gut gemeinten Ratschläge von Freunden, Bekannten oder der Familie, die oft mehr Druck ausüben als wirklich helfen. Hier sind einige typische Beispiele, mit möglichen Antworten, die Du Dir überlegen könntest:


Fragen, die Männer häufig hören:

 

  • „Warum trinkst Du keinen Alkohol?“
    ↳ „Ich mache mit meinem besten Freund eine Challenge: 1 Jahr ohne Alkohol!“


  • „Seid doch froh, so bleiben Euch viel Stress und Sorgen erspart.“
    ↳ „Das mag sein, aber auf der anderen Seite werden wir auch auf viel Freude verzichten müssen.“


Fragen, die Frauen oft gestellt bekommen:

 

  • „Fahrt doch mal in Urlaub und entspannt Euch! Ihr habt zu viel um die Ohren. Bei dem Stress kann man ja nicht schwanger werden.“
    ↳„Komisch. Wenn wir nur in tiefenentspannten Zeiten Kinder zeugen können, wundert es mich, dass wir da noch nicht ausgestorben sind!“


  • „Wenn es nicht klappt, müsst ihr wenigstens nicht auf euer angenehmes Leben verzichten“
    ↳ „Ich würde liebend gerne auf einiges verzichten, wenn wir dafür ein Kind bekommen könnten.“


  • „Habt ihr keine Angst, dass eure Ehe zerbricht? Ohne Kinder fehlt doch etwas, das Euch zusammenhält.“
    ↳ „Es scheitern mehr Ehen mit Kindern als ohne.“


Wenn Du diese Gedanken und Gefühle bei Dir wiedererkennst, ist es wichtig zu wissen, dass Du nicht allein bist. Viele Paare durchlaufen ähnliche Phasen. Es ist in Ordnung, sich so zu fühlen, und es gibt Wege, diese Emotionen zu verarbeiten und sich gegenseitig zu stärken.


Praktische Strategien, die dir im Umgang mit diesen Gefühlen helfen können

 

Hier sind einige praktische Strategien, wie du wertschätzend mit deinen Gefühlen von Neid und Eifersucht umgehen kannst:


Akzeptiere deine Gefühle:
Es ist wichtig, deine Gefühle zu akzeptieren, anstatt sie zu verdrängen oder sich dafür zu schämen. Neid und Eifersucht sind natürliche menschliche Emotionen, besonders in einer so emotionalen Situation wie dem Kinderwunsch. Erlaube dir, diese Gefühle zu fühlen, ohne dich dafür zu verurteilen.


Teile deine Gefühle mit jemandem, dem du vertraust:
Das Aussprechen deiner Emotionen kann eine große Erleichterung bringen. Ob es ein guter Freund, ein Familienmitglied, ein Therapeut oder auch ein Coach ist – über deine Gefühle zu sprechen hilft dir, dich weniger isoliert zu fühlen. Auch Selbsthilfegruppen oder Online-Communities können einen wertvollen Austausch bieten, wenn es in deinem näheren Umfeld schwierig ist, Verständnis zu finden.


Fokussiere dich auf deinen eigenen Weg:
Versuche, sich auf deinen eigenen Weg und deine eigenen Ziele zu konzentrieren. Jeder hat seine eigene Reise mit anderen Herausforderungen und es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass dein Weg einzigartig ist. Vielleicht dauert es bei dir länger oder es gibt mehr Hürden – das bedeutet nicht, dass dein Weg weniger wert ist. Versuche, dich auf deine eigenen Schritte zu konzentrieren und dich nicht mit anderen zu vergleichen.


Setze dir kleine, erreichbare Ziele:
Anstatt dich ausschließlich auf das große Ziel der Schwangerschaft zu fokussieren, könntest du dir kleinere, erreichbare Ziele vornehmen. Das könnte bedeuten, dir Zeit für dich selbst zu nehmen, regelmäßige Arztbesuche zu tätigen, deine Gesundheit zu stärken oder gemeinsam mit deinem Partner Dinge zu unternehmen, die euch Freude bereiten. Diese kleinen Schritte helfen, den Prozess aktiver zu gestalten und geben dir das Gefühl, etwas in der Hand zu haben.


Praktiziere Selbstfürsorge:
In der Kinderwunschzeit kann die emotionale Belastung enorm sein. Achte darauf, dir regelmäßig etwas Gutes zu tun. Ob Entspannungstechniken, Hobbys oder Aktivitäten, die dir Freude bringen – Selbstfürsorge ist essenziell, um deine innere Balance zu bewahren.


Vermeide Vergleiche:
Es ist sehr leicht, sich mit anderen zu vergleichen, besonders wenn Freundinnen und Bekannte schwanger werden. Doch das führt oft nur zu mehr Schmerz. Jeder hat seine eigenen Kämpfe, auch wenn sie nicht immer sichtbar sind. Versuche, deinen Fokus auf dich selbst und deine eigene Situation zu legen.


Finde die positiven Aspekte in deinem Leben:
Auch wenn der unerfüllte Kinderwunsch im Vordergrund steht, gibt es in deinem Leben sicher auch positive Dinge. Versuche, in deinem Leben positive Aspekte zu finden, die du genießen kannst. Vielleicht gibt es Bereiche, in denen du bereits viel erreicht hast oder Menschen, die dir guttun. Indem du dir bewusst machst, was dir Freude bringt, kannst du den Fokus zumindest zeitweise von den negativen Gefühlen mildern.


Ein Fallbeispiel zum unerfüllten Kinderwunsch: Neid in einer Freundschaft


Ein Beispiel, wie Neid die Freundschaft belasten kann: Zwei Freundinnen hatten geplant, zur gleichen Zeit schwanger zu werden, um ihre Erfahrungen zu teilen. Bei der einen klappt es sofort, die andere erfährt, dass sie nie Kinder bekommen wird. Die Freundschaft wird auf eine harte Probe gestellt.


In solch einer Situation können offene Gespräche helfen. Eine ehrliche Auseinandersetzung mit deinen Gefühlen kann dir Klarheit geben, was du wirklich empfindest und welche Bedürfnisse dahinterstehen.


Wie man mit dieser Situation umgehen kann, beschreibt Psychologin Berit Brockhausen in ihrem Artikel: https://www.emotion.de/persoenlichkeit/meine-freundin-ist-schwanger-und-ich-nicht


Fazit


Neid und Eifersucht sind für viele Paare mit unerfülltem Kinderwunsch ein natürlicher Bestandteil dieser Zeit. Es ist schwer, sich für andere zu freuen, wenn man selbst wartet und hofft. Diese Gefühle können Scham auslösen, die oft zu Rückzug führt. Doch dieser Rückzug hilft auf Dauer selten. Neid kann auch ein Signal sein, dass dein Kinderwunsch besonders stark ist oder dass du das Bedürfnis hast, deine Emotionen zu teilen. Es kann helfen, deinem Umfeld klar zu sagen, wie sie dich in dieser Zeit unterstützen können.


Die Gefühle Neid und Eifersucht sind ein häufiger Bestandteil der Kinderwunschzeit, weil sie dafürstehen, dass wir uns etwas wünschen, das wir gerade nicht haben. Indem du deine Gefühle annimmst und ihnen Raum gibst, kannst du lernen, mit ihnen umzugehen und gleichzeitig deine Bedürfnisse besser zu erkennen. Es ist in Ordnung, wenn es dir schwerfällt, dich für andere zu freuen – du bist deshalb keine schlechte Freundin. Diese Gefühle sind normal und gehören zum menschlichen Erleben dazu. Ein erster Schritt ist, dich selbst und deine Gefühle zu akzeptieren und zu überlegen, welche Unterstützung du jetzt brauchst.


Wenn du möchtest, begleite ich dich gerne auf deinem Weg. Gemeinsam können wir herausfinden, wie du deine emotionalen Herausforderungen bewältigen und Klarheit sowie Ruhe in dieser intensiven Zeit finden kannst.


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Autorin: Barbara Kunkel


Ich möchte meinen persönlichen Rückblick teilen:


Als in meinem Bekannten- und Freundeskreis gefühlt alle um mich herum schwanger wurden, klopfte auch bei mir der Neid manchmal leise an die Tür. „Warum nicht wir?“. Statt in Selbstmitleid, Frust und Ratlosigkeit zu versinken haben wir uns häufig zusammengesetzt – bei einer Tasse Tee oder bei einer Tasse heißer Schokolade.


„Lass uns das als Herausforderung sehen“, schlug mein Mann damals vor. Er wusste, dass es hier nicht um Neid, sondern um Unterstützung ging. Sein Ansatz war: Was können wir noch tun, um unseren Traum vom eigenen Kind näher zu kommen ohne uns und das Leben aus den Augen zu verlieren? Wir haben aufgelistet was gut läuft, was als Nächstes ansteht und für was wir uns schon lange keine Zeit mehr genommen hatten. So haben wir die Gedanken umgelenkt und neue Energie in etwas Konstruktives umgewandelt. Ein kleines nahe liegendes Ziel vor Augen, was erreichbar und umsetzbar ist. Das ist ein positives Gefühl.

Wir wussten beide voneinander was wir benötigen. Mein Mann wusste, dass ich ab und an einen Schubser benötigte, um auf andere Gedanken zu kommen und ich war mir bewusst, dass mein Mann immer ein offenes Ohr hatte. Das gab mir ein Gefühl von Nähe und Vertrautheit. Wir waren für einander da. Wir hatten Verständnis füreinander.
Das Gefühl, gemeinsam an einem Strang zu ziehen, ließ uns in dieser Zeit noch enger zusammenschweißen. Wir haben verstanden, dass jede Phase des Lebens auch neue Möglichkeiten bringt. Offenheit, Humor und Respekt – damit kann man sehr viel meistern! Und Ihr schafft das auch.


Willst Du Klarheit, Ruhe und Dich nicht mehr schlecht fühlen, weil das gemeine Gefühl von Neid und Eifersucht Dir Kopf rum spukt? Dann kontaktiere mich. Wir finden deinen ganz persönlichen Weg.


Suchst du jemanden, mit dem du dich austauschen kannst?

Ich habe all diese Themen Rund um den Kinderwunsch selbst durchlebt und helfe nun Paaren und Frauen dabei, sich in diesen Situationen unterstützt und nicht alleine zu fühlen.

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